Medtronic MiniMed 640G mit SmartGuard

von Saskia Leonhardt

In den letzten Wochen habe ich die MiniMed 640G mit dem Guardian™ 2 Link Probegetragen sowie eine Zeit lang nur den Guardian Connect, als CGM zum Vergleich dem Dexcom G5 gegenüber. Jetzt möchte ich also meine Erfahrungen mit euch teilen, deswegen beginnen wir kurz mit den allgemeinen Produktbeschreibungen, die mir anfangs echt den letzten Nerv geraubt haben. Wie heißen nun die CGM Systeme von Medtronic und welches kommuniziert mit wem?

Medtronic 640G mit SmartGuard und der Guardian Connect

Es gibt die MiniMed 640G, welche gemeinsam mit dem Guardian™ 2 Link die SmartGuard Funktion (Hypoabschaltung) ermöglicht und es gibt den Guardian Connect, als eigenständiges CGM, welches entweder mit dem Handy oder dem Empfänger kommuniziert. Die Enlite Sensoren sind die selben sowie auch die Setzhilfe. Optisch sehen auch die Transmitter gleich aus, jedoch unterscheiden sie sich durch die Beschriftung und Funktion.

Medtronic Guardian Connect

Medtronic Guardian™ 2 Link

CGM System

CGM System für MiniMed 640G

auf dem Transmitter steht „GC“

auf dem Transmitter steht „C“

kommuniziert nur mit Empfängergerät und Handy

kommuniziert nur mit MiniMed 640G

MiniMed 640G

Die erste Woche habe ich nur die MiniMed 640G getragen, ohne Sensor. Der Wert von 117mg/dl auf dem Bild ist also der importierte, blutig gemessene Wert mit dem Contour Next Link 2.4 Messgerät von Bayer bzw. mittlerweile Acsensia Diabetes Care. Messgerät und Pumpe sind nämlich per Funk miteinander verbunden, sodass alle gemessenen Werte, innerhalb einer Reichweite von ca. 1.2 Meter, übermittelt werden.

Aber nun erst mal zu den weiteren objektiven Fakten der MiniMed 640G:

Größe 9,6cm hoch, 5,5cm breit, 2,5cm dick, 3,5cm dick mit Clip
Gewicht 148g mit Reservoir und Batterie, 142g ohne Reservoir, 118g leer
Bolustypen Normaler Bolus, verzögerter Bolus, kombinierter Bolus
Einstellbereich Bolus 0,1U bis 30U
Bolusschrittweiten 0,025 IE,  0,05 IE, 0,1 IE
Basalrate 6 verschiedene Profile möglich
befüllbare Reservoire 1,8ml und 3,0ml
Batterie AA-Batterie, Nutzungsdauer ca. 30 Tage

Die MiniMed 640G im Alltag

Ich wusste ja worauf ich mich einlasse und hatte auch meine persönlichen Beweggründe, warum ich die Pumpe Probetragen wollte, die für meine persönliche Therapie niemals in Frage kommen würde, aber dass sie so groß und klobig ist, hätte ich nicht gedacht. Ich weiß, dass viele Frauen die Pumpe irgendwo im oder am BH tragen und sogar verstecken können, aber irgendwie war das für mich nicht möglich. Schließlich habe ich sie nur noch an den Hosenbund geklemmt und in Kauf genommen, dass man meine Insulinpumpe immer sieht. Ist natürlich in erster Linie nicht schlimm, aber ungewohnt. Pia sieht man nämlich nie und deshalb kannte ich es auch bisher nicht auf meinen MP3-Player angesprochen zu werden. Ich finde also die MiniMed 640 gar nicht so mini, aber dafür hat sie natürlich auch viel mehr Funktionen.

Funktionen, wie z.B. die Anzeige des noch aktiven Insulins oder einen integrierten Bolusrechner. Beides habe ich natürlich komplett ausgenutzt und da ich daran zuvor nicht gewöhnt war, fand ich’s natürlich toll. Vor allem das aktive Insulin zu sehen, trägt dazu bei, bessere Therapieentscheidungen zu treffen. Zugegeben, auch wenn ich ihn genutzt habe, einen Bolusrechner brauche ich persönlich nicht, aber dennoch finde ich ihn gut. So viel Technik und Funktionen müssen natürlich verbaut und verpackt werden. Kein Wunder also, dass die Pumpe einfach größer ist.

Im Alltag war sie für mich am Hosenbund schnell griffbereit. Ein, zwei Klicks und auch der Bolus war eingestellt. Zum Schlafen habe ich sie von innen an den Hosenbund geklippt und auch da hat sie mich nicht gestört. Wirklich positiv überrascht war ich von der einfachen Bedienung. Ich konnte mir ohne großartige Schulung, die Basalrate einstellen, die Pumpe mit dem Messgerät verbinden, dass Reservoir befüllen und meine Katheter setzen. Die Pumpe erklärt einem alles in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, was die Handhabung wirklich einfach macht. Es dauerte schließlich keinen ganzen Tag und ich habe mich vertraut und sicher mit der Pumpe gefühlt. Und gerade Sicherheit ist für mich ein unglaublich wichtiges Gefühl bei der Pumpentherapie, was man nicht so einfach unterschätzen darf.

Ich habe die Pumpe mit den MiniMed Mio Infusionsset getragen. Also eine 6mm Softkanüle mit einem 60cm langen Schlauch. Dafür brauchte ich auch keine Setzhilfe, denn die ist in jedem neuen Katheter integriert. Medtronic bietet diesbezüglich aber eine große Auswahl an Kathetern und Setzmöglichkeiten, sodass man sich einfach durchprobieren kann.

Medtronic MiniMed Mio Insufionsset

Weitere Katheter:

Softkanüle MiniMed Mio Infusionsset, 6mm/9mm (versch. Schlauchlängen)
Teflonkanüle MiniMed Quick-set Infusionsset, 6mm/9mm (versch. Schlauchlängen)
Stahlkanüle MiniMed Sure-T Infusionsset, 6mm/8mm/10mm (versch. Schlauchlängen)
Softkanüle (flexibler Winkel) MiniMed Silhouette, 13mm/17mm (versch. Schlauchlängen)

Wer gerne an dieser Stelle gerne mehr über die verschiedenen Katheter wissen möchte um herauszufinden, welcher der Richtige ist, hier entlang. Lisa hat einen sehr ausführlichen Artikel darüber geschrieben und selbst alle Katheter durchgetestet.

Medtronic 640G und SmartGuard (Hypoabschaltung)

Nun zu der wohl besten Funktion, der MiniMed 640G. In Kombination mit dem Guardian 2 Link, kann die Pumpe mit dem CGM-Werten arbeiten und sich bei einem selbsteingestellten Grenzwert abschalten. Zum Beispiel, läuft dann ab einen Wert von 70mg/dl die Basalrate nicht mehr weiter, um eine kommende Hypo zu vermeiden oder zu hemmen. Ein riesiger Vorteil für Menschen mit einer Hypowahrnehmungsstörung oder aber auch Kinder, deren Eltern sowieso nachts unruhig schlafen, auf Grund der ständigen Sorgen um die Werte.

Der CGM-Wert vom Guardian Link 2 wird also 24/7 auf die Pumpe übertragen, aber auch nur auf die Pumpe. Es gibt keine andere Ablesemöglichkeit im Alltag. Somit muss man jedes Mal, wenn man seinen Wert wissen will, die Pumpe herausholen. Für mich war das ziemlich einfach, da sie ja am Hosenbund klemmte, aber wenn man die Pumpe irgendwo im oder am BH trägt als Frau, ist es schon lästig. Mir persönlich hat der SmartGuard nun nicht so viel gebracht, weil ich meine Unterzuckerungen schon merke, wenn sie gerade im Anmarsch sind. Meist sogar noch vor einem Hypo-Alarm. Trotzdem, auch wenn ich es selbst nicht brauche, finde ich den SmartGuard eine tolle Entwicklung und wie wir alle wissen, arbeitet Medtronic weiter daran das auszubauen. In den USA ist mittlerweile schon die MiniMed 670G erhältlich, die ein Hybrid-Closed-Loop-System bietet.

Persönliches Fazit

Ich, und das ist meine ganz persönliche Meinung, brauche das System nicht. Nicht so sehr, dass ich dafür diese große Pumpe in Kauf nehmen würde. Bei mir zählt lieber klein und dezent sowie ich auch am liebsten meine CGM-Werte auf dem Handy habe. Ich habe aber auch keine Hypowahrnehmungsstörung, brauche kein 3ml-Reservoir und bei einem Faktor von 1:1 sowieso keinen Bolusrechner. Ganz allgemein gesehen finde ich aber, dass die MiniMed 640G mit zu den besten Pumpen zählt und nicht umsonst auch sehr beliebt und verbreitet. Macht euch also nicht meine Meinung zur eigenen, sondern schaut euch die vielen verschiedenen Pumpen an und entscheidet zugunsten eurer alltäglichen Bedürfnisse.

Transparenz: Dieser Artikel steht in keinem Zusammenhang mit Medtronic.

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2 Kommentare

Marcel 27. Oktober 2018 - 4:40 pm

Also zu dem Ablesen der CGM Werte ist das ja auch nur der offizielle Weg, den ich als solchen ja auch immer begrüße. Inoffiziell geht das Ablesen der Werte aber mittels #Nightscout, einem Androidhandy, OTG Kabel und dem Contour Next2Link Messgerät, welches die Werte von der Pumpe aufs Androidsmartphone bringt inkl. Alarme, wenn man diese eingestellt hat. Nachteil ist aber leider, das je nach Smartphone der Akku relativ schnell leer gesaugt wird :-/

Ich HOFFE, das bald ne offizielle Lösung von #Medtronic kommt.

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Mark 19. August 2019 - 3:21 pm

Ich persönlich finde auch die Funktion „Unterbrechung vor Niedrig“ ganz nett, welche die Basalrate unterbricht, wenn sich in nächster Zeit eine Unterzuckerung ankündigt. Dadurch wird diese dann nicht ganz so schlimm, oder bleibt sogar ganz aus. Was in der Nacht auch sehr hilfreich ist.
Außerdem gibt es auch einen Transmitter, der mit den gleichen CGM-Sensoren arbeitet, die Werde dann aber ans Handy sendet. Aber dann leider halt auch NUR ans Handy. Man hat also die Wahl was einem lieber ist. Schade, dass man nicht beides in einem haben kann.

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