Freestyle Libre Messgenauigkeit

von Saskia Leonhardt

Stimmen meine Werte?

Ich denke, dass sich jeder diese Frage am Anfang gestellt hat und das ist auch vollkommen verständlich. Der erste gescannte Wert wird sowieso via Blutstropfen kontrolliert und anschließend muss man dem Freestyle Libre eine Chance geben sich zu beweisen.

Bewusstsein für unterschiedliche Werte

Der Fühler des Freestyle Libre Sensors reicht etwa 5mm in das Fettgewebe und bestimmt dort wie viel Zucker sich im Gewebe befindet. Der Blutzucker wird anhand eines Bluttropfens an der Fingerspitze ermittelt, also aus dem Kapillarblut und wenn man aus einem Gefäß Blut abnehmen würde, wäre hier der Wert auch abweichend. Wir könnten zeitgleich an zwei verschiedenen Fingerspitzen testen und müssten mit einer minimalen Differenz rechnen. Diese Differenzen muss man akzeptieren.

Im Alltag vertraut jeder seinem eigenen Messgerät blind. Warum wir nur gerade unserem Messgerät vertrauen, wer weiß das schon? Keiner sagt uns jeden morgen: „Genau der Wert, von deinem Blutzuckermessgerät ist der „Richtige“ und dennoch vertrauen wir unserem Gerät am meisten. Ich hab also keinen Grund, meinem Messgerät nicht zu glauben, dass das mein Blutzucker ist – also habe ich auch keinen Grund dem Freestyle Libre nicht zu glauben, dass das mein Gewebezucker ist. Letztendlich kommt es auf meine persönliche Grenze der Differenz an, um meine Insulineinheiten zu bestimmen und dazu gehört gerade am Anfang: Kontrolle und dabei kann ich verstehen, dass man dem Freestyle Libre gegenüber zuerst kritisch ist.

Der genaue Vergleich

Gestern Nachmittag habe ich eine kleine Tabelle zusammen gestellt von meinen Werten. Ich habe zeitgleich gemessen und gescannt, diese Werte sind nicht identisch, sondern brauch der Gewebezucker immer etwas länger. Individuell kann das variieren zwischen 5-25 Minuten. Ich hab mich also dazu entschieden immer 15 Minuten nach dem Blutzuckertest noch mal zu scannen um den Punkt zu erwischen, wo sich die Werte fast gleichen sollen. In der letzten Spalte habe ich die Differenz zwischen den sich fast gleichenden Werten ausgerechnet.

Uhrzeit

Gewebeglucose

Blutzucker

Gewebeglucose 15min. später

Differenz

13:00

 201mg/dl

 239mg/dl

 208mg/dl

 31mg/dl

15:20

165mg/dl ↓

157mg/dl

145mg/dl

12mg/dl

16:40

121mg/dl

145mg/dl

124mg/dl

3mg/dl

18:00

161mg/dl ↓

120mg/dl

108mg/dl

 12mg/dl

19:30

65mg/dl

76mg/dl

62mg/dl

14mg/dl

20:00

85mg/dl

179mg/dl

165mg/dl

14mg/dl

Auswertung

Den ganzen Nachmittag lang hätte ich durch das Freestyle Libre keine falsche Entscheidung getroffen. Um 18 Uhr ist sogar erkennbar, dass ich eine bessere Entscheidung getroffen habe. Bei einem Wert von 161mg/dl würde ich theoretisch eine Korrektur spritzen. Jedoch habe ich es gelassen, weil der Trendpfeil nach unten zeigte. Wäre er gleichbleibend gewesen, hätte mein Körper auch ein paar Tröpfchen Insulin bekommen.

In der vorletzten Zeile erkennt man, wie die Werte langsam in eine Hypo rutschen. Hier empfinde ich es als sehr identisch und ausreichend, um zu wissen wie viele Kohlenhydrate ich zu mir nehmen möchte. In der letzten Zeile, habe ich die ersten beiden Werte andersfarbig dargestellt. Hier finde ich die Differenz viel zu groß. Jeder misst bekanntlich nach einer Hypo nochmal nach. Wenn man dann 30 Minuten später immer noch 85mg/dl erfasst, würde jeder vielleicht die Entscheidung treffen noch ein bis zwei KE’s zu essen. Nein, hier muss der Blutzuckerwert her um eine richtige Entscheidung zu treffen.

Eine zusätzliche Prüfung der Glukosewerte mittels eines Blutzucker-Messgeräts ist erforderlich bei sich schnell ändernden Glukosespiegeln, weil die Glukosewerte in der Gewebeflüssigkeit die Blutzuckerwerte eventuell nicht genau widerspiegeln, oder wenn das System eine Hypoglykämie oder eine anstehende Hypoglykämie anzeigt, oder wenn die Symptome nicht mit den Messwerten des Systems übereinstimmen.
Abbott
 

Wann wird das Freestyle Libre ungenau?

Besonders in der Tabelle erkennt man, dass bei schwankenden Werten das Blutzuckertestgerät her sollte. Bei stabilen Werten finde ich das Freestyle Libre so genau, dass es mir vollkommen ausreicht an Hand von diesen Werten Therapieentscheidungen zu treffen. Wenn die Werte trotzdem nicht übereinstimmen, muss man nicht direkt den Sensor verurteilen. Manchmal kann es auch sein das man viel zu wenig getrunken hat und deshalb die Gewebeflüssigkeit dem Sensor keinen richtigen Wert mitteilt, da der gesamte Flüssigkeitshaushalt zu gering ist. Auch wenn man z.B. die ganze Nacht auf dem Sensor geschlafen hat, kann es sein, dass der Fühler nicht mit ausreichender Gewebeflüssigkeit in Kontakt kam und einen falschen (meist zu niedrigen) Wert anzeigt. Ich denke, wenn man sich über all diese Faktoren und besonders dem Unterschied zwischen Gewebe- und Blutzucker bewusst ist, kann jeder für sich selbst entscheiden, wie genau er die Glucosewerte des Freestyle Libres empfindet.

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3 Kommentare

iShinne 3. Dezember 2015 - 1:24 pm

Also ich hab, wenn ich das Libre trage, nur dann gegen gemessen, wenn halt starke Wechsel da waren. Sprich die Pfeile stark nach unten bzw oben zeigten. Sonst NIE..

Selbst jetzt beim CGMS messe ich nur dann, wenn ich kalibrieren muss oder wenn die Pumpe meckert zwecks „achtung hoch / tief / hypo“

antworten
Sassi 3. Dezember 2015 - 9:47 pm

Ich messe noch deutlich häufiger, aber das wird bestimmt nachlassen! 🙂

antworten
Rahmat 6. April 2016 - 11:01 pm

Hallo Saskia, habe den Vorteil Typ 2 zu sein – muss also nicht mit so drastischen Konsequenzen rechnen. Messe aber vor jedem Essen, der Wert bestimmt Menge und Art der nächsten Mahlzeit und wenn ich „gesündigt“ habe um die Auswirkung meiner Sünden einschätzen zu lernen, da eine Berichtigung mit den Tabletten nicht so einfach ist. Empfinde das Gerät für mich als Hilfe um mit dem Diabetes im täglichem Leben umzugehen.

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